Georg Friedrich Händel: Der Messias – Aufführung am 8.September 2024 in der Pfarrkirche „Zum verklärten Christus“ Bad Driburg
Am Sonntag, den 8.September 2024 um 17 Uhr war es nun soweit. In der Pfarrkirche „Zum verklärten Christus“ in Bad Driburg stand die Aufführung des Oratoriums „Der Messias“ von Georg Friedrich Händel unter der Leitung von Torsten Seidemann an. Unter den zahlreichen Oratorien Händels nimmt dieses Werk bis heute eine herausragende Sonderstellung seit der Uraufführung 1741 in Dublin ein und gehört zu den populärsten Werken der oratorischen Literatur. In drei teilen wird das Wirken Jesu Christi vor seiner Ankunft auf Erden, von seiner Geburt über seinen Leidensweg, seine Auferstehung und Himmelfahrt bis hin zu seiner Wiederkunft als Erlöser der Welt musikalisch dargestellt. Die ersten gesungenen Worte stammen aus dem Buch Jesaja „Tröstet mein Volk“. Im weiteren Verlauf folgen opernhafte Rezitative und virtuose Arien für vier Solostimmen im Wechsel mit anspruchsvollen Chorpassagen. So steht am Ende von Teil 2 das bekannte „Halleluja“, welches durch den Einsatz von Trompeten und Pauken im Orchester festlich und bombastisch akzentuiert wird. Beschlossen wird das Werk am Ende des 3. Teils mit einer groß angelegten „Amen“- Fuge, in welche der Komponist alle kompositorischen Mittel aus dem Werk noch einmal zu einem heroischen Beschluss zusammenfasst. Mit dieser Aufführung eröffnete die Bad Driburger Musikgesellschaft die 31. Konzertsaison 2024/2025 mit 6 Konzerten bis Juni 2025. Eine Besonderheit der Aufführung war das Musizieren in Alter Stimmung. Das Barockorchester „la rèjuissance“ mit Gregor van den Boom am Konzertmeisterpult spielte auf barocken Instrumenten in 415 Hz und vermittelte dem Hörer einen Eindruck, wie es zur Zeit Händels geklungen haben könnte. Die meisten Musiker/innen sind ansässig im Raum Ostwestfalen-Lippe. Einige kommen aus dem Rheinland und aus dem Raum Dresden. Sie sind alle erfahrene Berufsmusiker/innen und Experten für historische Aufführungspraxis. In den Solopartien waren die in Detmold ansässige Sopranistin Friederike Webel und der in Marienmünster ansässige Bariton Georg Thauern als „artist in residence“ zu hören. Neu im Solistenquartett waren die Bad Pyrmonter Altistin Daniela Bianca Gierok und der slowenische Tenor Martin Logar. Zudem war das Konzert ein weiteres Kooperationsprojekt mit der evangelischen Weser-Nethe Kirchengemeinde Höxter. Initiatoren des Projektes waren Florian Schachner und Torsten Seidemann. Sie haben gemeinsam mit dem Projektchor, bestehend aus Sänger/innen verschiedener Chöre unseres Kreises Höxter und darüber hinaus seit Herbst letzten Jahres in monatlichen Proben dieses Werk einstudiert. Das gemeinsame Musizieren aller Ausführenden war ein sehr gelungenes und zu Herzen gehendes Konzertereignis, wofür Publikum und Konzertveranstalter sehr dankbar sein dürfen.
Beethoven und Hölderlin- auf der Suche nach dem Erhabenen
Am Sonntag, den 27.Oktober 2024 war der Weltspitzenpianist Amadeus Wiesensee, geb. 1993 zu Gast in unserer Badestadt. Er folgte einer Einladung der Musikgesellschaft Bad Driburg e. V. und der Diotima Gesellschaft Bad Driburg e. V. Beide ortsansässige Kulturvereine veranstalteten dieses Konzert als gemeinsames Projekt mit freundlicher Unterstützung der Volksbank Höxter eG. Dieser besondere junge Künstler hat eine sehr beachtliche Karriere und die Zusammenarbeit mit großen Orchestern, großen Dirigenten und bekannten Größen aus der nationalen und internationalen Kulturszene vorzuweisen. Neben der Musik studierte er Philosophie. Im Zusammenhang mit Philosophie und Literatur war es sein Wunsch, an dem Ort zu konzertieren, an dem der Dichter Friedrich Hölderlin einst glückliche Tage verbrachte. So führte sein Weg in den Gräflichen Park Bad Driburg. Dieses Konzert sollte bereits 2020 stattfinden, musste aber aufgrund von Corona verschoben werden und konnte nun stattfinden. A. Wiesensee stellte sein Klavierabend unter den Tenor „Beethoven und Hölderlin – auf der Suche nach dem Erhabenen“. Dieser Titel versprach bereits im Vorfeld eine spannende Begegnung von Literatur und Musik. Im Vordergrund standen die letzten drei Klaviersonaten von Ludwig van Beethoven: Sonate E-Dur op. 109, Sonate As-Dur op. 110 und Sonate c-Moll op. 111. Diese entstanden im Zeitraum 1821 bis 1822. Beethoven revolutionierte in seinem Schaffen die Gattung „Klaviersonate“, in dem er sich über bisherige Formen und Gewohnheiten hinwegsetze und dabei in bislang ungewohnte und andere Klang- und Ausdrucksweisen vordrang. Dabei beschritt er Wege, die für künftige Generationen von Komponisten wegweisend waren. Hinzu kommt, dass diese Werke in Zeichen seines voranschreitenden Gehörverlustes entstanden. Bei diesen Sonaten ist allein die Ausdrucksweise an Formen und Charakteren sowie deren kompositorische Architektur etwas ganz besonders. Was Beethoven für die Musikwelt seiner Zeit darstellte, war Friedrich Hölderlin für die Literatur. Als grundlegende Gemeinsamkeit im Schaffen beider Giganten stand der Mensch im Mittelpunkt mit all seinen Sinnen, Gefühlen und Empfindungen. Einen gemeinsamen zentralen Aspekt nehmen in beider Werken Konflikte, das Aufeinandertreffen und Konflikten und deren Lösung ein. Einfühlsam führte Amadeus Wiesensee das Publikum mit eigener Moderation in die Materie ein. Gekonnt fügte er verschiedene Zitate von Fr. Hölderlin in seinen Vortrag ein. Damit wurde es den Anwesenden leicht gemacht, dem zentralen Anliegen zu folgen und nachzuvollziehen. Der Vortrag der Beethoven‘ schen Klaviersonaten als Triptychon stellt an jeden Pianisten eine enorme künstlerische, persönliche und spieltechnische Herausforderung dar. All dies meisterte Wiesensee überzeugend mit Bravour.
Foto: Hubert Meiners